Der heilige Karl Borromäus

Wurzeln am Lago Maggiore

Unser Ordenspatron wurde am 2. Oktober 1538 als drittes Kind von Margeritha de Medici und Graf Gilberto II Borromeo auf der Burg von Arona, am südlichen Westufer des Lago Maggiore geboren.

In dieser Gegend erinnert noch heute Vieles an Karl Borromäus und seine Familie: die borromäischen Inseln (Isola Bella, Isola Madre, Isola  Pescatore), das Gebiet des Monte di San Carlo, überragt von der monumentalen Erinnerungsstatue (23 m hohe Kupferstatue) an Karl Borromäus, allgemein San Carlone  genannt.

Hl. Karl Borromäus

Hl. Karl Borromäus

"Karl wird große Taten vollbringen..."

Bereits mit sieben Jahren wurde Karl zum geistlichen Beruf bestimmt und im Laufe der Jahre stellte sich heraus, dass die Fügung seiner Eltern tatsächlich seinen Anlagen und Neigungen entgegenkam – seiner Berufung entsprach.

Karl sah die aus seinen Pfründen erwirtschafteten Einkünfte ausschließlich als Möglichkeit zum Dienen: "Das ist Gottes Eigentum und folglich das der Armen" erklärte er nach Übernahme des Benefiziums. Hier zeigt sich die Haltung des späteren Reformers, der die Beschlüsse des Trienter Konzils , die ja auch den Besitz des Klerus und seine Pfründen betrafen, zu seinem urpersönlichen Anliegen machte.

Karl studierte in Arona, Mailand und Pavia und wurde zum Doktor beider Rechte promoviert. In Pavia erwarb er sich jene juristische Mentalität mit der er sich später für die Durchführung der Trienter Reformen einsetzte. Sein Lehrer Francesco Alciati  beschrieb sein Talent am 06.12.1559, dem Tag der Promotion, folgendermaßen: "Karl wird große Taten vollbringen und einst in der Kirche glänzen wie ein Stern".

Einen Monat später wurde Karl bereits nach Rom berufen als Sekretär Pius IV (Karls Onkel Johannes Angelo de Medici), und bahnte so die Umsetzung der Reformen des Trienter Konzils an, die Karl konsequent durchsetzte.

Als Karl am 7. Februar 1560 die Verwaltung der Diözese Mailand übertragen wurde, war er weder Priester noch Bischof. Die etwa 60.000 Briefe, die Karl in seiner römischen und Mailänder Tätigkeit schrieb, zeugen von seinem wissenschaftlichen Können, Organisationstalent und Reformeifer. 

Seine geistigen Interessen blieben zeitlebens wach und führten in seiner römischen Zeit zur Einrichtung einer Akademie im Vatikan, die unter dem Namen "Vatikanische Nächte" bekannt geblieben ist. Hier überwand Karl seine Sprechschwierigkeit und stellte die Weichen für seine spätere großartige Predigttätigkeit als Erzbischof von Mailand.

Karls Reformeifer

Karl bekleidete das Amt des Kardinalstaatssekretärs als die dritte Konzilsperiode einberufen wurde. Er war wie ein Brückenkopf, der die Verbindung zwischen Konzilsteilnehmern in Trient, Papst und Kurie in Rom herstellte. Beim Konzilsende war Karl 25 Jahre alt. Er versuchte unverzüglich, die Beschlüsse der allgemeinen Kenntnis zugänglich zu machen. Von besonderer Bedeutung waren für Karl die Dekrete zur Residenzpflicht der Bischöfe, zur Visitationsordnung der Pfarreien und Klöster, die Verordnungen über die regelmäßigen Diözesansynoden und die Einrichtung von Priesterseminaren. Hier zog Karl ganz persönliche Konsequenzen indem er sich entgegen dem Willen seiner Familie 1563 zum Priester und am 07.12.1563 zum Bischof weihen ließ. Er setzte umgehend die Residenzpflicht des Bischofs in die Tat um, als er im Mai 1564 zum Erzbischof von Mailand ernannt wurde. Er verfasste Instruktionen für die Priester, die sowohl als Lehrbuch für die Ausbildung als auch als Handbuch für den praktischen Seelsorgedienst dienten. Zudem errichtete er Bibliotheken - zunächst für die Priesterausbildung, später für die Allgemeinbildung.

Aus diesem Grund wurde Karl erster Gründer eines Priesterseminars und ist bis heute vielfach Patron der Seminare und Seminaristen.

Sein Hirteneifer als Mailänder Erzbischof zeigte sich besonders in seinen umfangreichen und mit großem persönlichen Einsatz durchgeführten Pastoralvisitationen. So erreichte er die moralische und religiöse Reform seines Bistums und verschaffte sich genaue Kenntnis vom religiösen Leben.
Die italienischsprachigen Teile der Schweiz gehörten ebenfalls zu seiner Kirchenprovinz, so dass man in der schweizerischen Kirchengeschichte von einem borromäischen Zeitalter spricht.

Förderer der Orden

Karls Reformanstrengungen erstreckten sich ebenfalls auf die Ordenseinrichtungen. Er wusste um den Schatz, den die Orden für die Kirche darstellen. Es ging ihm um die Wiederbelebung der zum Teil recht verweltlichten Klostergemeinschaften. Er führte auch neue Gemeinschaften in seiner Kirchenprovinz ein: die Jesuiten in Mailand und der Schweiz, sowie die Ursulinen, denen er eine feste Regel für ihr Gemeinschaftsleben in seiner Diözese und ihre Gelübde gab. Die Barnabiten nennen Karl ihren zweiten Ordensgründer. In seiner Diözese führte Karl auch Frauengemeinschaften ein, die sich den Werken der Caritas widmeten, sowie die Oblaten des heiligen Ambrosius. Er wurde bei der Verfassung ihrer Regel von seinem Freund Philipp Neri beraten.

Karls zum Teil energische Reformbemühungen stießen nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Widerstand entstand bei einigen Welt- und Ordensgeistlichen, die sich ihm zum Teil massiv entgegenstellten. Weil er die verweltlichten Pröbste der Humiliaten absetzte und strenge Reformen einleitete, entging er am 26.10.1569 nur knapp einem Attentat des Humiliaten Fraina.

Aufopferung in Zeiten der Pest

Als 1576 in Mailand die Pest wütete, verließen viele die Stadt. Auch die Regierungsmitglieder ergriffen die Flucht, was sich besonders nachteilig auf die Versorgung der Bevölkerung auswirkte. Der heilige Karl wirkte mit großem persönlichem Einsatz für die materiellen und geistlichen Belange "seiner" Mailänder. Er besuchte die Kranken im öffentlichen Lazarett "San Gregorio"  und in den Notspitälern, übernahm persönlich ihre seelsorgliche Betreuung und informierte sich über Maßnahmen, um der Ansteckung entgegenwirken zu können. 

Mit allen Mitteln setzte er sich für Unterkunft, Medikamente, Lebensmittel und Bekleidung der Kranken ein. An vielen weithin sichtbaren Stellen ließ er Altäre aufbauen, wo täglich die heilige Messe gefeiert wurde und sorgte ungeachtet der Ansteckungsgefahr für die Sakramentenspendung bei den Kranken und veranstaltete Bittprozessionen. Auf diese Weise wurde Glaubensleben und Gottvertrauen und die Verbundenheit der Mailländer mit ihrem Bischof bestärkt.

Durch sein asketisches Leben und intensives Wirken war der heilige Karl früh ausgezehrt.

Er vertiefte sich 1584 im Gebet vermehrt in die Betrachtung des Leidens Jesu und bereitete sich bewusst auf das Ende seines Lebens vor. Im Kloster auf dem Monte Varallo, wo eine besondere Verehrung der Passion Christi gepflegt wird, machte er Exerzitien. 

Er starb am Abend des 3. November 1584 an einem Fieber.

Der heilige Karl und die Borromäerinnen

Wie schon der Name sagt widmen sich die Barmherzigen Schwestern  vom hl. Karl Borromäus den Werken der Nächstenliebe an Kranken, Alten und Kindern.

Für diese Menschen hat sich auch der hl. Karl Zeit seines Lebens besonders eingesetzt.

Die Gründungszeit der Kongregation in Lothringen ist verbunden mit Pest und Krieg – eine Zeit des Elends wie es zur Zeit Karls in Mailand herrschte.

Sein Vorbild vertiefte und stärkte die Spiritualität der Schwestern und wurde für sie zum Leitbild ihres Dienstes.

Wie Karl versuchen die Schwestern das tätige und das beschauliche Leben miteinander zu verbinden – die Konstitutionen der Borromäerinnen sprechen von kontemplativer Barmherzigkeit.

Die besondere Verehrung der Heiligen Familie, des Leidens Christi und der Eucharistie finden sich nach dem Beispiel des hl. Karl auch als besondere Gebetsformen der Borromäerinnen.

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